Im politischen und im sozialen Bereich fällt das „Erkennen“ der Unterschiede zwischen Sinti und Roma der Mehrheitsgesellschaft immer noch schwer. Durch die vielen Diskussionen und den gemeinsamen Ursprung verwässert sich das Bild beider Ethnien.
Die Sinti und Roma haben ein gemeinsames Ursprungsgebiet im jetzigen Indien. Zwischen dem 5. und 12 Jahrhundert migrierte dieses Volk in mehreren Wellen nach Europa.
In Deutschland gibt es bereits Hinweise aus dem 14. Jahrhundert über die Ankunft der ersten Welle. Daher ist die Behauptung, Sinti leben seit 600 Jahren in Deutschland, nicht zu verleugnen.
Bis in die frühen 1980er Jahre bezeichnete und betrachtete die Mehrheitsgesellschaft die Angehörigen dieses Volkes als eine Ethnie mit dem Begriff „Zigeuner“ oder „Roma“.
Bestrebungen der Interessenverbände äußern jedoch immer wieder die grundlegenden Unterschiede zwischen Sinti und Roma in historischen Wurzeln, Werten, Sprache und Kultur. Die Sinti als auch die Roma betrachten sich selbst aufgrund ihrer eigenen gemeinschaftlichen Überzeugungen, Verhaltensweisen und emotionalen Bezügen als jeweils eigenständige Volksgruppe. Es vereint sie lediglich der gemeinsame indische Ursprung und die gemeinsam erlittene Verfolgung.
Der Unterschied zwischen deutschen Sinti und deutschen Roma ist auch historisch abzuleiten und begründet daher die Zuordnung.
– „Sinti“ ist die Selbstbezeichnung des ethnisch eigenständigen Volkes der Sinti. Durch ihre Migration aus dem indischen Raum in den deutschen Raum im 14. Jahrhundert, sind diese und ihre Nachkommen aus dieser Migrationswelle als „deutsche Sinti“ zu bezeichnen. Alle „deutschen Sinti“ verfügen über die deutsche Staatsangehörigkeit.
„Sinti“ in den angrenzenden europäischen Nachbarländern werden aus ähnlichen Gründen als „Sinti“ bezeichnet. Obwohl diese dann andere Staatsangehörigkeiten besitzen, werden auch die Nachkommen der vor über 600 Jahren mit den ersten Wellen nach Europa migrierten „Roma“, als „Sinti“ bezeichnet.
– die „deutschen Roma“ sind auch dem Volk der „Roma“ zuzuordnen. Deren Migration aus dem indischen Raum in den deutschen Raum fand jedoch nachweislich in einer der späteren Wellen statt.
Hier wird der Zeitraum der Einwanderung auf die Mitte des 19ten Jahrhunderts festgestellt. Auch die Nachkommen dieser „Roma“ verfügen über die deutsche Staatsangehörigkeit.
Die in den letzten circa 25-40 Jahre zugewanderten „Roma“ werden daher als „Roma“ bezeichnet. Insbesondere diese Gruppe migrierte in den 80er – 90er Jahren aus der „Balkan-Region“ nach Westeuropa.