„Gedenkstätte Königskamp“

In Kooperation mit der Evangelische-Reformierten Kirche Emden-Leer und der Stadt Leer wird unser Verein an der Ecke Ohlthaverstraße / Wendekamp in unserer Heimatstadt Leer die „Gedenkstätte Königskamp“ einrichten und am 07.09.2023 um 15.00 Uhr enthüllen.

Aktuelle befinden wir uns in einem engen Planungs- und Informationsaustausch mit unseren Partnern, um bis zum Enthüllungstermin alle Vorbereitungen abgeschlossen zu haben.

Dank der großartigen Hilfe unserer Partner sowie den Hilfeleistungen einiger Spender, wird es uns somit möglich sein den großen Findling gemeinsam mit dem Bauhof der Stadt Leer an seinen zukünftigen Ort zu verbringen.

Am Findling wird dann eine Infotafel platziert, welche nicht nur zum Gedenken anregen, sondern auch die historische Bedeutung für die Sinti-Community sowie die historische Stadtgeschichte hervorheben soll.

Die Stadtverwaltung hatte vor über 70 Jahren den damals überlebenden und reisenden Sinti einen festen Platz am Königskamp zur Verfügung gestellt, während an vielen anderen Orten in Deutschland noch immer nach wenigen Tagen zur Weiterreise aufgefordert und mit Nachdruck umgesetzt wurde.

Hierzu möchte der geschlossene 1.Sinti-Verein Ostfriesland Regionalverband deutscher Sinti und Roma in Niedersachsen e.V. den Kooperationspartnern und den Spendern seinen herzlichen Dank zum Ausdruck bringen.

Zur Enthüllung des Gedenksteines werden voraussichtlich folgende Redner Vor Ort anwesend sein:

die niedersächsische Kultusministerin Frau Julia Willie Hamburg

ein Vertreter des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma Heidelberg

ein Vertreter des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma Heidelberg

der Bürgermeister der Stadt Leer Herr Claus-Peter Horst

Vertreter/innen der beteiligten Kirchenorganisation

„Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ & 78. Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau

Am Freitag, den 27.01.2023, haben wir uns vom 1.Sinti-Verein Ostfriesland Regionalverband deutscher Sinti und Roma in Niedersachsen gemeinsam mit Mitgliedern der SPD um 16.00 Uhr am Denkmalsplatz in Leer/Ostfriesland zusammengefunden, um an diesem Tag der Opfer zu gedenken und gleichzeitig eine Sensibilisierung zu diesem Thema in der Gesellschaft zu festigen.

Begrüßt und eingeleitet wurde die Veranstaltung nach einer Schweigeminute durch einen Sprecher der SPD, welcher das Wort an ein Vorstandsmitglied unseres Vereines übergab. Nach unserem Vorstandsmitglied sprachen dann ein Abgeordneter des Europaparlamentes sowie ein Landtagsabgeordneter der SPD. Im Anschluss an diese Gedenkveranstaltung wurde ein Kranz niedergelegt.

Anbei die Rede unseres Vereines:

Sehr geehrte Damen & Herren, liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt Leer

Der 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag.  

Als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ ist er als Jahrestag auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs, bezogen. Zudem wurde dieser Tag zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ von den Vereinten  Nationen im Jahr 2005 erklärt.

Der Gedenktag in Deutschland wurde am 3. Januar 1996 durch Proklamation des Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt und festgelegt. In seiner Proklamation führte Herzog aus:

„Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt.

Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“

In unserer gesamten Republik wird an diesem Tag an öffentlichen Gebäuden Trauerbeflaggung gesetzt und in vielen Veranstaltungen über das ganze Land bundesweit die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten wachgehalten.

Dieser Gedenktag soll uns alle auf aktuelle Tendenzen von Antisemitismus, Antiziganismus, Fremdenfeindlichkeit und Menschenfeindlichkeit aufmerksam machen.

Der franz. Staatspräsident Jaques Chirac erinnerte die Menschen in Europa und auf der Welt in seiner Rede am 25.01.2005 anlässlich der Einweihung des „Holocaust-Mahnmals in Paris“. Er benannte es als die Pflicht einer jeden Nation, sich der Geschichte zu stellen. Antisemitismus, Antiziganismus, Fremdenfeindlichkeit und Menschenfeindlichkeit betitelte er wörtlich als eine Perversion. Eine Perversion, die tötete!

In diesem Gedanken möchte ich uns alle an die Verantwortung erinnern, dass die Geschehnisse in Ausschwitz im Namen unserer Nation geschahen.

Es ist uns bekannt, dass über 6 Millionen jüdische Mitbürger und über ein ½ Millionen Sinti und Roma Opfer des nationalsozialistischen Völkermords wurden. Wir sollten uns verantwortlich zeigen, dass dieses niemals vergessen wird.

Beim Gedenken und Erinnern heute, mehr als 78 Jahre nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft, geht es nicht darum, der heutigen Generation in Deutschland Schuld zu übertragen. Der Sinn des Erinnerns besteht vielmehr in der gelebten Verantwortung für die Gegenwart und für unseren demokratisch verfassten Rechtstaat.

Der Name Auschwitz hat sich als Synonym für die Vernichtung der europäischen Jüdinnen & Juden – der Shoah – in das Gedächtnis der Menschheit eingeprägt; Doch nicht nur diese Gruppe der Jüdinnen & Juden wurde als Entrechtete von der nationalsozialistischen Ideologie zu Feinden erklärt, gequält, verfolgt und ermordet.

Auch die Sinti, die Roma, die Zeugen Jehovas, die Millionen verschleppter Slawen, die Zwangsarbeiter, die Homosexuellen, die politischen Gefangenen, die Widerstandskämpfer sowie die Kranken und Behinderten wurden in den Konzentrationslagern und in ihren Wohnstätten diskriminiert, ausgegrenzt und in großem Umfang umgebracht.   

Allein am Beispiel der deutschen Sinti prägten über Jahre und Jahrzehnte in unserem demokratischen Rechtsstaat der Bundesrepublik Deutschland, Vorurteile, Diffamierungen und Benachteiligungen die gerichtliche und behördliche Praxis. Die meisten überlebenden deutschen Sinti und Roma waren nach 1945 eben keine Berechtigten und Gleichberechtigten, sondern blieben lange Zeit Opfer staatlich betriebener und sanktionierter Unrechtspolitik. Bis heute gehören gesellschaftliche Diskriminierung und Übergriffe zum traurigen Alltag der Sinti und Roma.

In der Stadt Leer waren 99 Prozent der, in den 50er Jahren in unserer Stadt sesshaft gewordenen deutschen Sinti, Überlebende aus den Konzentrationslagern. Auch am heutigen Tage gibt es noch Überlebende Deutsche Sinti aus den Konzentrationslagern in unserer Stadt.

In unserer Vereinsarbeit war, ist und bleibt der Völkermord und der aktuelle Antiziganismus, ein ständig vorherrschendes Thema. Die Auswirkungen der, erst am 17.März 1982 durch unseren damaligen Bundeskanzler Helmuth Schmidt erfolgten Anerkennung des „Völkermordes an den Deutschen Sinti und Roma“, wirken immer noch nach.

Seine Worte:

„Sinti und Roma ist durch die NS-Diktatur schweres Unrecht zugefügt worden. Sie wurden aus rassischen Gründen verfolgt. Viele von ihnen wurden ermordet. Diese Verbrechen haben den Tatbestand des Völkermordes erfüllt.“,

hallen bis heute nach.

Akteur dieses Kampfes um Anerkennung des Unrechtes war insbesondere der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma in Deutschland mit seinem Vorsitzenden Romani Rose, dem unser Verein als Mitglied angeschlossen ist.    

Umso wichtiger ist es, hier und heute der Opfer zu gedenken, die Überlebenden zu ehren und die Verbrechen aufzuarbeiten. Der Blick in die Vergangenheit kann und muss dazu dienen, die fundamentale Bedeutung von gegenseitigem Respekt und Solidarität in Gegenwart und Zukunft besonders hervorzuheben. Nur so ist gewährleistet, dass die Würde jedes Menschen tatsächlich unantastbar ist und dass wir Vielfalt nicht nur respektieren, sondern als Existenzgrundlage und Lebenselixier unserer Gesellschaft begreifen.“ Die Erinnerung an die Entrechtung, Vertreibung und Ermordung der Menschen ist für uns heute lebenden Deutschen eine bleibende Aufgabe. …

Zur deutschen Identität gehört heute die Erinnerung und das Gedenken an die an die Opfer des Nationalsozialismus. Ein Deutscher kann nicht Demokrat sein und gleichzeitig rassistische, antisemitische oder antiziganistische Einstellungen haben.

Im Gegenteil. Nimmt er sich als Demokrat ernst, muss er sich aktiv dafür einsetzen, dass unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger sich in unserem und ihrem Land akzeptiert und sicher fühlen. Das ist das Mindeste als Lehre aus dem größten Verbrechen in der deutschen und Menschheitsgeschichte. …

Trotz oder gerade wegen der vielen Jahrestage und Gedenkveranstaltungen und ungeachtet unserer aufrichtigen Beteuerung gegen das Vergessen, müssen wir aufpassen nicht in Ritualen zu erstarren, die kommende Generationen nicht mehr erreichen. Lebendiges Erinnern und Gedenken gelingt nicht über den Verstand allein. Wir müssen die Herzen und Seelen der jungen Menschen erreichen.

Wir wissen um die erneuten Gefahren von Nationalismus, Antisemitismus, Rassenhass und Fundamentalismus bei uns in Deutschland und anderswo – Tag für Tag.

Und wir wissen, wie sehr politische Wachsamkeit gefordert ist. Es ist unsere Pflicht, über den Holocaust aufzuklären, um eine Wiederholung dieser grauenhaften Geschehnisse zu verhindern.

Gerade viele der jungen Generation wollen wissen, was geschehen ist. Sie wollen die Erinnerung daran wachhalten. Sie möchten bewusstmachen, vorbeugen und verhindern. Die Jugendlichen wollen diese Aufgaben mit Leben erfüllen, weil die Gefahren und Gefährdungen, die durch Radikalismus. Extremismus und Menschenverachtung, mit dem Ende des Nationalsozialismus nicht für immer beseitigt wurden.“

Die Erinnerung an die schwersten Stunden Europas bestimmt unsere Zukunft. Denn mit dem Gedenken erneuern wir unser Bekenntnis zu unseren demokratischen Werten, in deren Kern das Prinzip steht:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“

Veranstaltung am 27.01.2023 in Leer/Ostfriesland zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“

Anlässlich des „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ findet am heutigen Freitag, den 27.01.2023 um 16.00 Uhr eine Gedenkveranstaltung auf dem Denkmalsplatz in der Stadt Leer statt. Auf Einladung der SPD in Leer werden wir vom 1. Sinti-Verein Ostfriesland Regionalverband deutscher Sinti und Roma in Niedersachsen mit mehreren Vereinsmitgliedern an dieser Veranstaltung teilnehmen und einen Beitrag in der Veranstaltung leisten.

„Gerade in Zeiten wie diesen, mit Krieg und Gewalt in der Ukraine und an vielen Orten in unserer Welt wollen wir dazu mahnen, entschlossen überall Hass, Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus entgegenzutreten“ ; heißt es in der Mitteilung der SPD.

Angekündigt habe sich der Europaabgeordnete Timo Wölken aus Osnabrück sowie der Landtagsabgeordnete Nico Bloem aus Weener.

Heute vor 78 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau durch sowjetische Truppen befreit. Daher gilt dieser Tag international als Mahnung und wurde von der Bundesregierung 1996 zum nationalen Gedenktag bestimmt.

Einladung des SPD Landtagsabgeordneten Nico Bloem in Leer/ Ostfriesland

Am 10.01.2023 stellte sich unser Verein bei dem niedersächsischen Landtagsabgeordneten der SPD, Herr Nico Bloem in der SPD-Geschäftsstelle in Leer vor. In angenehmer Atmosphäre tauschte man sich über die bisherige Zusammenarbeit, die aktuellen Wünsche und Zielsetzungen aus. Insbesondere den Schwerpunkt „Bildung und Teilhabe“ unserer Vereinsarbeit mit dem Aspekt der kulturellen Belange der Ethnie in Einklang zu bringen, zeichnet die positiven Ergebnisse der Zusammenarbeit aus. Im gemeinsamen Gespräch war auch die laufende Fragestellung zur Finanzierung der Vereinsarbeit ein Thema.

Für weitere Zusammentreffen konnten wir uns bereits verabreden.

Mitgliedschaft im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma seit dem 15. Dezember 2022

22. Dezember 2022 Pressemitteilung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma

Neuer Mitgliedsverein für Niedersachsen im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma aufgenommen

1. Sinti-Verein Ostfriesland wird Mitglied im Zentralrat und Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma

Der 1. Sinti-Verein Ostfriesland und Niedersachsen vertritt zukünftig die Interessen der Minderheit aus Niedersachsen im Zentralrat wie auch im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma. Die Mitgliederversammlungen stimmten am 15. Dezember 2022 in Berlin einstimmig für die Aufnahme des neuen Mitgliedsvereins.

„Der 1. Sinti-Verein Ostfriesland tritt für die Interessen von Sinti und Roma in Niedersachsen ein. Seit vielen Jahren engagieren wir uns, die über 600-jährige Geschichte und die kulturellen Leistungen unserer Minderheit stärker in das gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken. Die gleichberechtigte Teilhabe von Sinti und Roma in allen Lebensbereichen zu stärken, sehen wir als eine wesentliche Aufgabe unserer Arbeit an. Wir treten deshalb durch präventive Bildungsarbeit dem Antiziganismus entgegen. Es freut uns besonders, dass wir zukünftig unter dem Dach des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma wirken können.“, erklärte Michael Wagner, der Vorsitzende des 1. Sinti-Vereins Ostfriesland.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, begrüßte die Entscheidung der Mitgliederversammlung ausdrücklich: „Es erfüllt mich mit Zuversicht, wenn ich sehe wie viele gerade junge Menschen auch aus unserer Minderheit sich vor Ort für die Gesellschaft als Ganzes engagieren. Eine starke Zivilgesellschaft in den Kommunen und Ländern ist wichtig für unsere Demokratie, um diese gegen demokratiefeindliche Kräfte zu verteidigen, und um Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus zu bekämpfen.“

Seit 2015 ist der 1. Sinti Verein Ostfriesland e.V. in Leer, Ostfriesland und in ganz Niedersachsen tätig. Der Verein setzt sich nicht nur für die Interessen von Sinti und Roma in der Region ein, er bietet zudem eine anerkannte und gefragte Kompetenz- und Anlaufstelle für die Minderheit, wie auch für die Institutionen der Mehrheitsgesellschaft. Besondere Erfolge konnte der Verein erzielen durch die Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft für die Geschichte der Minderheit und den tief verankerten Antiziganismus. Eine eigens konzipierte Wanderausstellung informierte an Schulen, in Gedenkstätten und Museen über das Leben der deutschen Sinti in Ostfriesland nach 1945. Zudem ist der Verein durch Bildungsberater an vielen Schulen in der Region tätig, fördert den Schutz von jungen Sinti und Roma vor Diskriminierung und stärkt durch Empowerment-Arbeit ihren schulischen Erfolg.

80. Jahrestag des „Auschwitz-Erlasses“

Am 14.12.2022 reisten Vertreter des 1. Sinti Verein Ostfriesland e.V. auf Einladung des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma nach Berlin, um an einem umfangreichen Programm zum Gedenken an den „Himmler-Erlass“ teilzunehmen.

Beginnend mit der Vorführung des Filmes „Unrecht und Widerstand – Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung“ nahmen wir an dem interessanten Podiumsgespräch zwischen dem Filmemacher Herrn Peter Nestler und Herrn Romani Rose teil. Im anschließenden Austausch der Besucher untereinander konnten wir uns auf das bevorstehende Gedenken an den „Auschwitz-Erlass“ einstimmen.

Am Folgetag, dem 15.12.2022 besuchten wir dann gemeinsam mit dem Zentralrat die „Gedenkveranstaltung für die Opfer des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma“ in der Gedenkstätte Sachsenhausen. Anlässlich des 80. Jahrestages der Unterzeichnung des sogenannten „Auschwitz-Erlasses“ durch Heinrich Himmler, gedachten wir dort, gemeinsam mit einer Vielzahl weiterer Gäste, den Opfern des nationalsozialistischen Völkermordes an den Sinti und Roma, dem über Fünfhunderttausend Angehörige der Minderheit aus ganz Europa zum Opfer fielen. An diesem Gedenken nahmen neben den Vorständen der Landes- und Mitgliedsverbände des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma auch die Kulturstaatsministerin Claudia Roth, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, der brandenburgische Kultur- und Wissenschaftsstaatssekretär Tobias Dünow und der Stiftungsdirektor Axel Drecoll teil. Besonders die Teilnahme von Alma Klasing, Dieter Flack und Albert Wolf, die den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma überlebt haben, beindruckte die anwesenden Gäste sehr. Staatsministerin Claudia Roth, Romani Rose, Staatssekretär Tobias Dünow, Landtagsvizepräsidentin Barbara Richstein sowie zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft legten am zentralen Gedenkort „Station Z“ anschließend Kränze nieder.

In ihrer Ansprache sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Wir brauchen mehr Miteinander, mehr kulturelle und politische Bildung und mehr Sichtbarkeit des so großen kulturellen Reichtums von Sinti und Roma. Vor allem aber brauchen wir Anerkennung und Gleichberechtigung. Gemeinsam mit der Community der Sinti und Roma, mit Akteur*innen der Zivilgesellschaft und engagierten Vertreter*innen der Länder und Kommunen werde ich auch weiterhin alles für eine umfassende Gleichberechtigung der Sinti und Roma tun.“

Romani Rose mahnte: „Beim Gedenken und Erinnern heute, mehr als fünfundsiebzig Jahre nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft, geht es nicht darum, der heutigen Generation in Deutschland Schuld zu übertragen. Der Sinn des Erinnerns besteht vielmehr in der gelebten Verantwortung für die Gegenwart und für unseren demokratisch verfassten Rechtstaat. In Deutschland ist politisch in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund der beharrlichen Arbeit des Zentralrats sehr viel erreicht worden: sowohl der Holocaust an den Sinti und Roma als auch der Antiziganismus als gesamtgesellschaftliche Bedrohung sind mittlerweile anerkannt und die demokratischen Parteien haben sich diesem lange verdrängten Teil der Geschichte gestellt. Dennoch sind viele Sinti und Roma davon überzeugt, dass sie ihr Leben nur dann frei gestalten können, wenn sie sich in die Anonymität zurückziehen. Die Ursachen dafür liegen im Antiziganismus. Seine Ächtung ist nicht die Aufgabe der Minderheit selbst. Es ist die Aufgabe der Gesellschaft und ihrer Institutionen, denn wir sind gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger unserer europäischen Heimatländer, in denen wir Staatsbürger sind und in denen wir seit Jahrhunderten leben.“

Staatssekretär Tobias Dünow sagte: „Ausgrenzung – das war für Sinti und Roma in Deutschland nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Nicht nur zwischen 1933 und 1945, sondern schon in den Jahrhunderten zuvor, und auch danach. Es ist der Bürgerrechtsbewegung um Romani Rose zu verdanken, dass wir mittlerweile – viel zu spät – an diese Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern. Diese Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma war und ist ein unglaublicher Akt des Mutes und der Selbstbehauptung gegen Hass, Ignoranz und Arroganz.“

Stiftungsdirektor Axel Drecoll ergänzte: „Auch im demokratischen Rechtsstaat der Bundesrepublik prägten über Jahre und Jahrzehnte Vorurteile, Diffamierungen und Benachteiligungen die gerichtliche und behördliche Praxis. Die meisten überlebenden Sinti und Roma waren nach 1945 eben keine Berechtigten und Gleichberechtigten, sondern blieben lange Zeit Opfer staatlich betriebener und sanktionierter Unrechtspolitik. Bis heute gehören gesellschaftliche Diskriminierung und Übergriffe zum traurigen Alltag der Sinti und Roma. Umso wichtiger ist es, hier und heute der Opfer zu gedenken, die Überlebenden zu ehren und die Verbrechen aufzuarbeiten. Der Blick in die Vergangenheit kann und muss dazu dienen, die fundamentale Bedeutung von gegenseitigem Respekt und Solidarität in Gegenwart und Zukunft besonders hervorzuheben. Nur so ist gewährleistet, dass die Würde jedes Menschen tatsächlich unantastbar ist und dass wir Vielfalt nicht nur respektieren, sondern als Existenzgrundlage und Lebenselixier unserer Gesellschaft begreifen.“

Am Folgetag besuchte dann die Abordnung des Zentralrates die Gedenkveranstaltung im Deutschen Bundesrat in Berlin. Auf dieser Veranstaltung hielt der amtierende Präsident des Bundesrates, Herr Tschentscher eine sehr emotionale und respektvolle Ansprache zur Erinnerung und Verantwortung dieses Anlasses. Anschließend fanden sich mehrere Ministerpräsidenten der Länder mit den Vertretern des Zentralrates zu einem Gespräch zusammen und erörterten die geschichtliche Verantwortlichkeit zum Thema Verfolgung, Ausgrenzung und Antiziganismus in Deutschland.

Hintergrund:

Vor 80 Jahren, am 16. Dezember 1942, unterzeichnete Heinrich Himmler den sogenannten „Auschwitz-Erlass“, der die Deportation von Sinti und Roma aus ganz Europa in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau anordnete. Darunter waren auch 10.000 deutsche Sinti und Roma aus dem damaligen Reichsgebiet. Insgesamt wurden im besetzten Europa mehrere Hunderttausend Sinti und Roma in Konzentrationslagern oder durch Einsatzgruppen der SS ermordet. Im Konzentrationslager Sachsenhausen waren mehr als 1.000 Sinti und Roma inhaftiert.