Da lebt man seit Geburt in dieser Stadt Leer und erfährt erst in diesem Projekt, dass eine Familie namens Frank lange in unserer Stadt lebte und alle Angehörigen in den Vernichtungslagern umgebracht worden sind.
Am 15. Dezember 1938 verließ die achtköpfige Familie Frank ihren Wohnort in Leer. Die Familie wohnte in Leer in der Heisfelderstraße 133. Alle Familienmitglieder waren evangelisch, mit Ausnahme Herbert Otto, der ungewöhnlicherweise als jüngstes Kind im Gegensatz zu seinen Eltern katholischen Glaubens gewesen sein soll.
Am 15. Dezember 1938 verließen sie komplett die Stadt in Richtung Wilhelmshaven und wohnten dann dort auf dem Schützenplatz.
Dies scheint ein deutlicher Hinweis darauf zu sein, dass sie gehen mussten. Hintergrund scheint der Erlass Himmlers zur „Bekämpfung der Zigeunerplage“ vom 8. Dezember 1938 zu sein, demzufolge Abschnitt D festlegte, dass Sinti und Roma „aus den an die Reichsgrenze angrenzenden Landkreisen und Stadtkreisen mit polizeilichen Mitteln fernzuhalten“ seien.
Nur bereits sesshafte Sinti und Roma durften sich dort noch aufhalten. Gleiches bestimmte die „Grenzzonenverordnung“ vom 2. September 1939. Auch sie legte fest, dass das „Umherziehen von Zigeunern und nach Zigeunerart wandernden Personen“ untersagt sei. Da die Familie aber im Sommer auf Reisen war, wurde dies offenbar als nicht „sesshaft“ angesehen. Hervorgehoben wie in Broschüre mit roter Linie: Zudem deuten die künstlerischen Berufe der erwachsenen Mitglieder der Familie Frank, wie Musiker oder Artist, Tätigkeiten an, die das Reisen notwendig machten.
Dieser Erlass erging eine Woche bevor die komplette Familie Leer verließ. Es ist ein starkes Indiz für die Annahme, dass die Familie die Stadt verlassen musste, zumal sie auch in den folgenden Jahren nicht mehr nach Ostfriesland zurückkehrte. Alle Angehörigen dieser Familie fanden in Auschwitz-Birkenau den Tod.

