Frauenfahrt des 1. Sinti Verein Ostfriesland e.V. nach Heidelberg

Auf Einladung reisten mehrere Frauen unseres Vereines mit einem Teil unseres Vorstandes vom 31.05.2022.- 03.06.2022 zu einer Studienfahrt nach Heidelberg. Diese Bildungsfahrt wurde betreut und begleitet von Frau Anne Frölich vom Bildungsforum gegen Antiziganismus in Berlin.

Nach unserer längeren Anreise, nahmen wir an einem hervorragend organisierten Programm teil und besuchten am ersten Tag die Geschäftsstelle des Zentralrat Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg. Dort wurden wir von vielen Mitarbeitern und Engagierten empfangen und konnten uns untereinander persönlich kennenlernen. Im anschließenden Altstadtrundgang, geführt von Ilona Lagrene, besichtigten wir die historischen Orte der Heidelberger Sinti in der Altstadt und nahmen an einem Vortrag zur Geschichte der Sinti in Heidelberg teil.

Am darauffolgenden Tag stand der Besuch des Dokumentations- und Kulturzentrums in Heidelberg auf dem Tagesprogramm, in dem die Teilnehmerinnen an einem Workshop zur Bürgerrechtsarbeit von Herrn Rose mitwirken konnten. Anschließend traf die Gruppe sich zu einem offenen Gespräch mit dem Leiter des Dokumentations- und Kulturzentrum, Herrn Emran Elmazi.

Am Donnerstag konnten wir dann die Gedenkstätte Osthofen besuchen, in der wir auch ein gemeinsames Gespräch mit Herrn Jaques Delfeld jun. im ehemaligen Konzentrationslager führen konnten. Die Gedenkstätte Osthofen war eines der ersten „Konzentrationslager“ des nationalsozialistischen Regimes, in der auch Angehörige der Sinti inhaftiert waren. Leider wurde dieses Gespräch durch einen „Vorfall“ gestört, über den wir separat auf dieser Webseite berichten. Am Ende dieses Tages konnten wir dann Blumen an der Gedenkstätte in diesem „KZ“ niederlegen.

„Romno Power Club“ wird „Sinti & Roma Power-Club Leer“

Vom 01.04.2018 bis zum 30.06.2022 führten wir in unserem Verein ein Projekt der „Hildegard Lagrenne Stiftung, Mannheim“ durch. Hier haben wir gemeinsam mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen regionalen Club in nahezu eigener Regie der jungen Menschen aufgebaut. Begonnen mit dem eigenständigen Ausbau der Clubräume in unserem Vereinsgebäude wurden viele Aktionen und Veranstaltungen durchgeführt. Hier danken wir nochmals der dauerhaften und sehr angenehmen Unterstützung des Herrn Dr. Wilfried Kruse der „Weinheimer Initiative“.

Unterstützt von vielen „älteren“ Vereinsmitgliedern entwickelte sich die Arbeit der Jugendlichen so sehr, das nun mit Beginn des 01.07.2022 unser Verein dieses Projekt eigenständig durchführt und finanziert. Hier können wir den tatsächlichen Belangen der Teilnehmer umfassender entgegen treten und das „Club-Leben“ in Ostfriesland bereichern und den regionalen Ansatz ausbauen.

Insbesondere die Arbeit entgegen dem alltäglichen Antiziganismus spielt zunehmend eine größere Rolle. Hier kann in unserem „Club“ den Teilnehmern jetzt sehr viel mehr geboten werden, da die Vernetzung des Vereins hier immer wieder neue Möglichkeiten zu Kleinprojekten anbietet.

Sinti & Roma Power- Club

Seit dem Sommer 2022 haben wir mit vielen heranwachsenden und jugendlichen Mädchen und Jungen einen „Sinti & Roma Power- Club“ gegründet. Hier werden die bisherigen Projekterfahrungen unseres Vereins weiter ausgebaut und weiterentwickelt. Mit großer Freude haben die Jugendlichen aus diesem Projekt bei unserem ersten großen öffentlichen Kinderfest mitgewirkt und sich aktiv eingebracht. Zur Zeit befinden wir uns auf der Suche nach geeigneten Sportstätten für unsere Jugendliche um auch im Winter sportliche Aktivitäten sowie einen aktiven Ausgleich zu ermöglichen.

Unsere Jugendlichen und Kinder leiden leider bis heute noch unter den Folgen und Einschränkungen der Corona Pandemie welche sich auch noch langfristig auf sie negativ auswirken dürfte. Mit Unterstützung des Vereins und der Zivilgesellschaft hoffen wir dem positiv entgegenwirken zu können.

Festakt zum 20jährigen Jubiläum „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“

Am 10. Juni 2022 feierte die KGS Rastede mit zahlreichen Gästen , darunter auch Vertretern des 1.Sinti-Verein Ostfriesland e.V., das 20jährige Jubiläum der Verleihung des Titels einer „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, deren langjähriger Schirmherr Romani Rose (1.Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma) ist.

Eine Abordnung von Schüler*innen der „Arbeitsgemeinschaft für den Frieden“ moderierte vor 2.000 Menschen den Festakt in der großen Sporthalle. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Lehrern und Schülern begleitet. In einem der Interviews berichtete Oswald Marschall (Zentralrat Deutscher Sinti und Roma) beispielhaft über seine selbst erfahrenen Diskriminierung als Sinto in Minden.

„Der jahrhundertealte Antiziganismus dauere bis heute an“ so Marschall, „Und er verwehre der Minderheit ein menschenwürdiges Leben“. Hier erinnerten die Anwesenden nochmals an die vom 1. Sinti-Verein Ostfriesland e.V. in der Schule gezeigte Ausstellung „Unter uns…“ im Jahr 2020

In der zweiten Interviewrunde begrüßten die Moderatoren die Organisation „Seebrücke Oldenburg“ als neue Paten an der KGS.

„Die EU macht Unterschiede zwischen Flüchtlingen mit heller Hautfarbe und afrikanischen Flüchtlingen“, stellte Marina Imsiecke fest. „Das ist Rassismus.“

Die Seebrücke Oldenburg versuche, so Thomas Honesz, politisch auf diese Situation hinzuweisen und die Einhaltung der Menschenrechte für alle Menschen zu befördern.

Die Moderatoren riefen dazu auf, allen Menschen auf der Erde ihr Recht, zur Menschheit zu gehören, zu garantieren. „Es gibt keinen anderen Weg, als miteinander zu leben.“ forderte die Arbeitsgemeinschaft.

„Dass alle Anwesenden dem Rassismus eine klare Absage erteilten und dass wir uns als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ für eine Welt in Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Glück für alle Menschen einsetzen wollen, ist die wichtigste Botschaft unseres Festaktes“.

Wir als 1.Sinti-Verein Ostfriesland können diesem nur beipflichten und freuen uns auf weitere gemeinsame Aktionen.

Passionspunkte 2022

In der Woche vom 10. – 18. April 2022 fanden täglich von 18.00-18-35 Uhr Abendandachten an wunden Punkten in der Stadt Leer statt. An diesen Orten sollte an historische Ereignisse in der Stadtgeschichte gedacht werden.

Wir, vom 1.Sinti Verein Ostfriesland e.V., nahmen mit mehreren Mitgliedern, dem gesamten Vorstand und vielen weiteren Menschen aus der „Sinti-Community“ der Stadt Leer an dem Passionspunkt „Verleugnet“ am Königskamp teil. Unser Ehrenvorsitzender Herr Wagner, der zudem auch weitere Passionspunkte begleitete, hielt am 13. April einen Vortrag über die persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse seiner Kindheit im Königskamp, dem früheren Sinti-Platz in der Stadt Leer. Die Stadtverwaltung hatte damals den Sinti einen festen Platz am Königskamp an einer ehemaligen Mülldeponie zur Verfügung gestellt, während zu dieser Zeit die Sinti an vielen anderen Orten noch immer nach wenigen Tagen zum Weiterreisen aufgefordert wurden.

Große Resonanz fand die gesamte Veranstaltungsreihe „Passionspunkte – Abendandachten an wunden Punkten der Stadt Leer“. Die evangelisch-lutherischen Gemeinden der Luther-, Christus-, Paulus-, Friedens- und Petruskirche kooperierten dabei mit vielen lokalen Partnern. Erstmals hatte diese Reihe von Andachten im Jahr 2019 stattgefunden und musste in den Folgejahren aufgrund der pandemischen Beschränkungen leider ausfallen. Jedoch wurden die diesjährigen „Passionspunkte“ bereits in dieser Zeit bestimmt.

Königskamp um 1960

Goldene Buch der Stadt Osnabrück

Auf Einladung der Stadt Osnabrück und des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, ist der 1. Sinti-Verein Ostfriesland e.V. am 08.11.2021 mit einer Delegation nach Osnabrück gereist. Anlass unseres Besuches war die Eintragung in das „Goldenen Buch“ der Stadt Osnabrück durch den Vorsitzenden des Zentralrates deutscher Sinti und Roma, Herrn Romani Rose, sowie eines Konzertes im Rahmen des „Morgenland Festival Osnabrück“. Mit dieser Würdigung und der dadurch dargestellten Ehrung seiner unermüdlichen Arbeit für die Minderheit der deutschen Sinti und Roma, lud die Oberbürgermeisterin der Stadt Osnabrück, Frau Katharina Pötter zu diesem Festakt in den Friedenssaal des historischen Rathauses ein. Für Frau Oberbürgermeisterin Katharina Pötter war dies ihre erste Amtshandlung in Verbindung mit einer Eintragung in das goldene Buch der Stadt Osnabrück.

In diesem feierlichen Rahmen trug Herr Romani Rose sich in Anwesenheit vieler Interessierter in das „Goldene Buch“ der Stadt Osnabrück ein und stellte in seiner Dankesrede nochmals die andauernde Arbeit und die Bemühungen des Zentralrates und seiner Mitgliedsverbände dar. Herr Romani Rose schilderte nicht nur die über 600jährige Geschichte der deutschen Sinti, sondern verwies auch auf die stetig andauernde Diskriminierung und Ausgrenzung der Ethnie in Deutschland. Allein 1943 wurden aus dem ganzen Deutschen Reich über 13.000 Sinti und Roma nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Unter diesen Männern, Frauen und Kindern waren 700 Sinti aus Niedersachsen. Auch Osnabrücker Sinti sind nicht verschont geblieben. Frau Oberbürgermeisterin Pötter erinnerte an unsere Pflicht, uns gemeinsam für ein friedliches Miteinander einzusetzen.  

Im Anschluss an diese Veranstaltung fand dann das Konzert der „Roma und Sinti Philamoniker“ mit Iva Bittova und Roby Lakatos unter der Leitung von Riccardo M. Sahiti in der Osnabrückhalle statt.