10. Jahrestag des „Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordetet Sinti und Roma Europas“ in Berlin.

Auf Einladung vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, reisten Vertreter des 1. Sinti Vereins Ostfriesland e.V. am 21. Oktober 2022 nach Berlin, um an der zweitägigen Tagung zur Erinnerung an diesen Jahrestag teilzunehmen. Anlässlich dieses Jubiläums veranstaltete der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma in Zusammenarbeit mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma mehrere Veranstaltungen in Berlin.

Eingeleitet wurde diese Veranstaltungsreihe am 22.Oktober mit einem Vortrag des Antiziganismus-Beauftragtem, Herrn Dr. Mehmet Daimagühler, über die Bekämpfung von Antiziganismus in Europa und Vorstellung der eingerichteten Monitoring- und Informationsstelle in Berlin. Hierzu stellte sich der Projektleiter dieses Projektes, Herr Guillermo Ruiz sich und einige der weiteren Mitarbeiter vor.

Am nächsten Tag wurde im Hause der evangelischen Kirche Deutschlands nach einem Vortrag dann zuerst die Dokumentation bzw. der Kurzfilm „Das Catering“ vorgeführt und direkt im Anschluss mit und unter einer Vielzahl von Fachleuten diskutiert. Nach einer kurzen Pause begannen dann die Podiumsgespräche zu folgenden Schwerpunkten:

– Die nationalen Denkmäler als Orte der Demokratie und des Gedenkens, – Aktuelle Ausstellungsprojekte in Deutschland und weltweit, – Politische Ausrichtung von Gedenkinstitutionen weltweit und – Herausforderungen in der Bildungsarbeit musealer Einrichtungen.

Sehr interessant war hier die Teilnahme von Vertretern europäischer und außereuropäischer Museen.

Im anschließender freier Runde tauschten sich die Teilnehmer gegenseitig fachlich rege aus und berichteten von ihren jeweiligen Erfahrungen und Arbeitsansätzen. Am Abend wurde dann vor geladenen Gästen das Oratorium „O Lungo (D)rom – der lange Weg“ (ein Oratorium zur Geschichte der Sinti und Roma), im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin welturaufgeführt. Der Komponist widmete dieses Oratorium persönlich Herrn Romani Rose.

Am Abschlusstag fand dann der Festakt am „Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas“ statt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach hierbei neben dem Überlebenden Zoni Weisz und Herrn Romani Rose vor zahlreichen geladenen Gästen, weiteren Überlebenden sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Zusätzlich wurde eine, von der „Stiftung Denkmal“ kuratierte Freiluftausstellung neben dem Denkmal eröffnet.

Anbei die offizielle Ansprache von Romani Rose :

Zentralrat (sintiundroma.de)

Mia Fachworkshop in Berlin vom 21.-22.November 2022

Vertreter des 1. Sinti-Verein Ostfriesland e.V. nahmen an einem weiteren Fachworkshop im Bildungszentrum gegen Antiziganismus in Berlin teil. An dem, vom Projekt „MIA“ (Melde- und Informationsstelle Antiziganismus) durchgeführten Workshop nahmen 5 Vereinsmitglieder teil.

Am Montag, dem 21. November 2022 präsentierte das „MIA Team“ seine Projektarbeit vor einer Vielzahl von Fachleuten und Vertretern aus einzelnen Bundesländern. Das Projekt „MIA“ stellte seinen Projektauftrag, die Zielgruppen seiner Arbeit, die Aufgaben und Ziele und deren Umsetzungsstrategien vor. Insbesondere die Arbeitsweisen und Differenzierungen in der Definition des Begriffes „Antiziganismus“, dem im Projekt entwickelten Kategorisierungssystem und dessen Leitfaden wurden umfassend vorgestellt und erläutert. Alle Beteiligten berichteten neben dem Projektteam über ihre bisherigen persönlichen Erfahrungen und nahmen rege an der abschließenden Diskussionsrunde teil.

Am folgenden Tag des Workshops wurden dann Beispiele aus der Praxis besprochen, woraus sich ein aktiver Austausch zu konkreten Fällen entwickelte. Hier konnten Lösungsmodelle, verschiedene Möglichkeiten der Hilfestellungen sowie Arten einer Zusammenarbeit besprochen und zielgerichteter entwickelt werden. Auch zum Ende des zweiten Tages fand eine informative Abschlussdiskussion statt.

Gestärkt mit neuen Informationen traten unsere Vereinsmitglieder die Heimreise an und freuen sich auf weitere zukünftige Entwicklungen und Veranstaltungen des „MIA“ Projektes.

Erstes großes Kinderfest des 1.Sinti Verein Ostfriesland e.V.

Am Samstag, den 03. September 2022, fand unser erstes öffentliches großes Kinderfest bei strahlendem Sonnenschein auf dem Gelände des SV Borussia Leer e.V. am Bahndamm in Leer statt. Dieses tolle Fest wurde zu unserer Freude finanziell von der „Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung“ unterstützt.

Wir konnten uns über cirka 1000 Besucher freuen und zahlreiche Attraktionen für die Kinder präsentieren. Ob mehrere Hüpfburgen, Kinderschminken, Spiele wie „Schnitzeljagd “ oder auch ein Sackhüpfen-Turnier erfreuten alle Gäste. Insbesondere das kostenlose Essen und Trinken für die Kinder waren heiß begehrt und wurden dankend von allen Kulturen angenommen. Hinzu hatten unsere Vereinsmitglieder selbst gebackenen Kuchen und frischen Kaffee dabei.

Das Schnuppertraining des SV Borussia Leer e.V., das Wasserspiel und die Vorstellung der Freiwilligen Feuerwehr Heisfelde sowie auch das Angebot des afrikanischen Diaspora-Vereins wurden sehr gut angenommen und stießen auf großes Interesse. Die vielen anwesenden Kinder und deren Eltern nahmen das Programm sehr gut an.

Es hat uns sehr glücklich gemacht, das so viele verschiedene Nationalitäten und Kulturen unser Fest besucht haben und wir möchten an dieser Stelle nochmals unseren Dank allen Mitwirkenden und unseren tatkräftigen ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern aussprechen.

Für das kommende Jahr haben der 1.SVO e.V. und Borussia Leer e.V. ist eine Neuauflage schon vereinbart.

„Europäischer Holocaust-Gedenktag“ für Sinti und Roma

Anlässlich des Jahrestages der Mordaktion vom 02. August 1944 in Auschwitz-Birkenau, bei welchem an die tragischen Ereignisse der Nacht des 2. auf den 3. August 1944 erinnert wurde, sind wir als 1. Sinti Verein Ostfriesland e.V. der Einladung des Zentralrats der deutschen Sinti und Roma zur gemeinsamen Gedenkfeier dankend gefolgt.

In der Nacht des 2. August ; in welcher 4.300 Angehörige unserer Minderheit, die das unvorstellbare Leid der Hölle von Auschwitz bis dahin überlebt hatten, wurden nun von der SS in die Gaskammern getrieben, um der bevorstehenden Befreiung zuvor zu kommen.

Nach Anreise der 32 köpfigen Delegation aus Deutschland am 31.07.2022, bestehend aus Überlebenden und Vorständen einzelner Vereine, fanden wir uns im Hotel Campanile in Krakau ein, um gemeinsamen das Abendessen einzunehmen.

Am nächsten Morgen ging es für die gesamte Delegation per Bus nach Auschwitz, wo wir durch einen Vertreter des „Museums Auschwitz“ begrüßt wurden. Dieser stellte uns die pädagogische Vermittlungsarbeit des „Museums Auschwitz“ vor. Im Anschluss besuchten wir dann die Ausstellung der „Verfolgung der Sinti und Roma im Block 13“, wo es für unseren Ehrenvorsitzenden sehr emotional wurde , als er die Namen seiner Eltern auf den Gedenktafeln niedergeschrieben fand.

Später am Tag hieß uns der Direktor der Gedenkstätte, Dr. Piotr Cywinski zur Gedenkzeremonie am Krematorium 5 willkommen. Nach kurzen Ansprachen durch Romani Rose , Roman Kwiatwoski und Mehmet Daimagüler (Antiziganismusbeauftragter der Bundesregierung) wurden Blumenbouquets und Rosen am Krematorium niedergelegt und den Ermordeten gedacht.

Am Dienstag, des eigentlichen Jahrestages, fand um 11:30 Uhr die zentrale Gedenkfeier im Lagerabschnitt B2e in Auschwitz-Birkenau statt. Es sprachen Roman Kwiatkowski (Vorsitzender der Vereinigung der Roma in Polen), Romani Rose (Vorsitzender des Zentralrat Deutscher Sinti und Roma), Christian Pfeil (Überlebender des Holocaust), Bodo Ramelow (Bundesratspräsident, thüringischer Ministerpräsident, Vertreter des Bundespräsidenten), Helena Dalli (EU Kommissarin für Gleichheitspolitik), Mateusz Morawiecki (polnischer Premierminister), Piotr Cywinski (Direktor Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau) sowie Nataliia Tomenko (Dikh He Na Bister / ternYpe International Roma Youth Network).

Anschließend wurden Blumenbouquets an der Gedenkstähle niedergelegt und der Opfer mit einer Gedenkminute gedacht.

Im Ort Auschwitz fand nach den Gedenkfeierlichkeiten ein Empfang mit weiteren Gästen, darunter unsere Delegation aus Überlebenden und Vorständen, der Bundesratspräsident in Vertretung durch Bodo Ramelow (Ministerpräsident des Freistaates Thüringen), dessen Delegation und weiteren VIP’s statt.

Am Mittwoch trafen sich die Überlebenden und deren Angehörigen im Privathaus von Frau Hölscher-Langner am Stadtrand von Krakau. Hier gab es dann ein Treffen mit polnischen und deutschen jungen Erwachsenen. Die Vorstände verblieben im Hotel in Krakau, wo die Teilnehmer einem Vortrag von Andre´ Raatzsch und Jan Kreutz über die Archiv- und Sammlungsstrategie des Dokumentationszentrums und die neue Dauerausstellung folgten, in anschließender Diskussionsrunde sich austauschten und Ideen zur Umsetzung sammelten.

Am nächsten Tag brachen wir nach einem gemeinsamen Frühstück zur Rückreise auf.

Der „Europäischer Holocaust-Gedenktag“ am 02.August 2022 in Minden

Anlässlich des Jahrestages der im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma, verbrachte Oswald Marschall, Vorsitzender des Vereins Deutscher Sinti e.V. Minden, diesen Tag erstmalig nicht in Auschwitz-Birkenau, sondern in seiner Heimatstadt Minden. In dieser Nacht vor 78 Jahren wurden allein 4.300 Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau umgebracht.

Es war die letzte größere dokumentierte Gruppe der geschätzt 500.000 Angehörigen der Minderheiten in Europa, deren Leben von den Nationalsozialisten in Auschwitz-Birkenau ausgelöscht wurden. So erinnerte der Bürgermeister der Stadt Minden, Michael Jäcke (SPD) daran, dass der 02.08. erst seit 2015 offiziell als „Europäischer Holocaust Gedenktag“ stattfindet.

Die Bundestagsabgeordnete Schahina Gambir mahnte:

“ Wir erleben, wie sich Hass und Hetzte im Netz und in der Gesellschaft verbreiten. Deswegen seien Tage wie dieser nicht nur Gedenken an die Vergangenheit , sondern auch Blick in die Zukunft, wie wir als Gesellschaft zusammen leben wollen.“

Der Vorsitzende des Vereines aus Minden und das Mitglied des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma e.V. in Heidelberg, Herr Oswald Marshall, sieht in Aufklärung und dem gesellschaftliche Austausch zwischen den Angehörigen der Minderheiten und der Mehrheitsgesellschaft das einzige Mittel, um auf beiden Seiten Vorurteile zu bekämpfen:

“ Darum sind Gedenktage wie dieser so wichtig.“

Gemeinsam mit seiner Frau und dem Team des Vereins haben sie eine Gedenkveranstaltung im „Mer Ketne“ in Minden organisiert und umgesetzt. Ihrer Einladung folgten zahlreiche Gäste aus Nah und Fern. Auch Vertreter des 1. Sinti-Verein Ostfriesland e.V. reisten auf persönliche Einladung nach Minden, um an dieser würdevollen Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Zeitgleich entsandte unser Verein 2 Mitglieder zu der parallelen Gedenkveranstaltung nach Auschwitz-Birkenau in Polen.

„Es ist wichtig, dass wir gedenken mit Scham und Verantwortungsbewusstsein, auch mit Traurigkeit, denn es gibt immer noch Menschen die Überlebende sind, welche diesen fürchterlichen Holocaust miterlebt haben.“

betonte Markus Priesterath vom Bundesministerium des Inneren aus dem Referat „Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt“.

Im Anschluss fanden wir uns im Haus des Herrn Marshall zu einem gemeinsamen Austausch ein. Es war ein informativer und gelungener Tag in Minden.

Im Begegnungszentrum „Mer Ketne“ (Wir Zusammen) in der Königsstraße in Minden informiert eine Dauerausstellung über den Völkermord an den Sinti und Roma zukünftig Interessierte.

Mitglieder des 1.Sinti-Verein Ostfriesland e.V.
Herr Oswald Marshall

Festakt zum 20jährigen Jubiläum „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“

Am 10. Juni 2022 feierte die KGS Rastede mit zahlreichen Gästen , darunter auch Vertretern des 1.Sinti-Verein Ostfriesland e.V., das 20jährige Jubiläum der Verleihung des Titels einer „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, deren langjähriger Schirmherr Romani Rose (1.Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma) ist.

Eine Abordnung von Schüler*innen der „Arbeitsgemeinschaft für den Frieden“ moderierte vor 2.000 Menschen den Festakt in der großen Sporthalle. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Lehrern und Schülern begleitet. In einem der Interviews berichtete Oswald Marschall (Zentralrat Deutscher Sinti und Roma) beispielhaft über seine selbst erfahrenen Diskriminierung als Sinto in Minden.

„Der jahrhundertealte Antiziganismus dauere bis heute an“ so Marschall, „Und er verwehre der Minderheit ein menschenwürdiges Leben“. Hier erinnerten die Anwesenden nochmals an die vom 1. Sinti-Verein Ostfriesland e.V. in der Schule gezeigte Ausstellung „Unter uns…“ im Jahr 2020

In der zweiten Interviewrunde begrüßten die Moderatoren die Organisation „Seebrücke Oldenburg“ als neue Paten an der KGS.

„Die EU macht Unterschiede zwischen Flüchtlingen mit heller Hautfarbe und afrikanischen Flüchtlingen“, stellte Marina Imsiecke fest. „Das ist Rassismus.“

Die Seebrücke Oldenburg versuche, so Thomas Honesz, politisch auf diese Situation hinzuweisen und die Einhaltung der Menschenrechte für alle Menschen zu befördern.

Die Moderatoren riefen dazu auf, allen Menschen auf der Erde ihr Recht, zur Menschheit zu gehören, zu garantieren. „Es gibt keinen anderen Weg, als miteinander zu leben.“ forderte die Arbeitsgemeinschaft.

„Dass alle Anwesenden dem Rassismus eine klare Absage erteilten und dass wir uns als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ für eine Welt in Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Glück für alle Menschen einsetzen wollen, ist die wichtigste Botschaft unseres Festaktes“.

Wir als 1.Sinti-Verein Ostfriesland können diesem nur beipflichten und freuen uns auf weitere gemeinsame Aktionen.